Steppenfrühling und Hexenbesen – Die Große Küchenschelle

Wer jemals in einem Blütenmeer von Küchenschellen gestanden ist, wird dies wohl nicht mehr vergessen.

Wer jemals in einem Blütenmeer von Küchenschellen gestanden ist, wird dies wohl nicht mehr vergessen. Die Frühlingsboten der trockenen Wiesen und Kiefernwäldern sind eine wahre Augenweide, besonders nach dem langen Winter. Doch Sie müssen schnell sein! Von den hellvioletten Glöckchen der Großen Küchenschellen sind nach wenigen Wochen nur noch „Hexenbesen“ - die charakteristischen Fruchtstände – übrig.

Frühling in der Steppe

Jedes Jahr aufs Neue verwandeln die Küchenschellen mancherorts den Vorfrühling in ein wahres Blütenmeer. Während die Schneeglöckchen und Leberblümchen in den Laubwäldern den Vorfrühling einläuten, übernehmen die Küchenschellen diese ehrenvolle Aufgabe für die steppenartigen Trockenlebensräume. In den niedrig gelegenen Regionen Niederösterreichs gibt es drei Küchenschellen-Arten, zwei davon sind relativ häufig! Die Große Küchenschelle, deren Glocken bereits im Vorfrühling aus dem Boden schauen, gedeiht am besten auf trockenen Wiesen – Steppen oder (Halb-)Trockenrasen genannt – sowie in Schwarzkiefernwäldern südlich von Wien. Etwas später erblüht auch ihre Schwesternart, die Schwarze Küchenschelle.

Aufrecht oder Eingenickt? 

Wie man die beiden unterscheiden kann? Eigentlich ist es nicht so schwierig, solange man blühende Exemplare findet! Während die Blüten der Großen Küchenschelle zart violett sind und beim Aufblühen aufrecht stehen, sind die der Schwarzen Küchenschelle dunkelviolett und schon während dem Aufblühen etwas nach unten hängend – nickend sagen Botaniker dazu. Aber die Unterscheidung ist nicht immer einfach, denn die beiden Arten nehmen´s nicht so genau und hybridisieren mit einander. Das bedeutet, dass sie so genannte Bastardformen bilden, deren Eigenschaften zwischen denen der beiden Arten sind.

TIPP: Falls sie die Blüte dieser beiden Arten in den Tallagen versäumen, haben sie noch eine Chance, Küchenschellen in Blüte zu sehen. Im Gebirge wächst über Kalkuntergrund nämlich die Alpen-Küchenschelle. Da sie warten muss, bis die Bergwiesen in der Höhe ausapern, zeigt sie ihre schneeweißen Blüten erst im Juni.

Kommt mir nicht in die Küche

Der Name mag ja in diese Richtung hinweisen, aber die Küchenschelle hat nichts mit dem Ort der Speisezubereitung zu tun. Die Pflanze ist nämlich schwach giftig, wie für die Familie der Hahnenfußgewächse üblich. Die genaue Bedeutung ist nicht restlos geklärt, des Öfteren wird der Name jedoch so gedeutet, dass er eine Verkleinerungsform der Kuh darstellt, also ein „Kühchen“. Darum wird sie auch manchmal Kuhschelle genannt! „Schelle“, das zweite Wort des Namens, verweist jedenfalls auf die glockenähnliche Form der Blüten.

Bitte anziehen, es ist heiß! 

Küchenschellen sind perfekt an die trockenen, steppenähnlichen Standorte angepasst. Sie wurzeln bis zu 1 m tief und erschließen sich so feuchtere Bodenschichten. Außerdem tragen Küchenschellen einen Pelz aus feinen, zottigen Härchen. Was für die heißen und trockenen Standorte zunächst seltsam erscheint macht durchaus Sinn, denn der Pelz reduziert die Verdunstung und damit den Wasserbedarf.

Mit dem Hexenbesen über die Steppe 

Doch auch an den Wind der Steppenlandschaften sind Küchenschellen perfekt angepasst. Während sie beim Blühen oft nur einige Zentimeter hoch sind, wachsen sie nach dem Abblühen regelrecht über sich hinaus und können bis zu einem halben Meter hoch werden – genug um die Samen in den Wind zu strecken! Die Samen haben verlängerte, behaarte Narben, die als Fluggeräte fungieren und im Fruchtstand in alle Richtungen abstehen als stünden sie unter Strom. Fast wie Hexenbesen!

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