Kunstprojekt "Cliffhänger" Steinbrener, Dempf & Huber

"Tourist-Information" neben dem Mirafall im Naturpark Ötscher-Tormäuer

Wanderer in den Ötschergräben werden staunen, wenn sie plötzlich hoch oben in einer Steilwand neben dem Mirafall eine Geschäftsfassade mit der Beschriftung „Tourist Information“ entdecken – an einer Stelle, die eigentlich nur für Sport-Kletterer erreichbar ist. Nach drei Jahren Vorbereitungszeit und 13 Jahre nach dem ersten Entwurf wird nun das Projekt „Cliffhanger“ in Niederösterreich eröffnet.

Zivilisationsgrenzen breiten sich aus

Mit spektakulären Mitteln wird hier die Eroberung der Landschaft und das beständige Ausbreiten von Zivilisationsgrenzen – auch durch den Tourismus – visualisiert. Der Massentourismus, der in den letzten Jahren oft Städte und Regionen zu Kulissen für ihre Besucher vorkommen ließ und deren Bewohner zu Statisten ihres eigenen Umfeldes machte, ist nun selbst durch das Corona-Virus angeschlagen. Die radikalen Vorgangsweisen in Erholungsgebieten, auch auf Kosten der örtlichen Bevölkerung und der Natur Gewinne zu maximieren, scheinen zumindest einmal unterbrochen zu sein.

Ist diese Installation vielleicht ein Sinnbild für diesen Zustand? Ist Tourismus mittlerweile für viele unerreichbar?

Mahnmal für nachhaltigen Umgang mit der Natur

Die Ötscher-Region ist ein Gebiet, die von diesen negativen Entwicklungen bisher weitgehend verschont geblieben ist, und so kann das Projekt gewissermaßen auch als eine Warnung oder als ein Mahnmal verstanden werden, zukünftig nachhaltiger und sensibler mit der Umwelt umzugehen.

Das Projekt "Cliffhänger"

Hinter „Cliffhanger“ steckt das Künstlerkollektiv Steinbrener/Dempf & Huber. Viele ihrer Projekte sorgten für große Aufmerksamkeit. Ihre Kunst ist oft nicht gleich als solche zu erkennen und profitiert von dem entsprechenden Überraschungsmoment. Ihre Skulpturen und Objekte platzieren sie gerne an unmöglich scheinenden Orten. Sie verhandeln und visualisieren aktuelle gesellschaftliche Sachverhalte. Unser Umgang mit Natur und die Frage, wem der öffentliche Raum gehört, sind immer wieder neu formulierte Themen des Kollektivs.

Hintergrundgespräch mit den Künstlern

„Cliffhanger“ wirft Fragen auf. Daher gibt es für Einheimische und Interessierte die Gelegenheit, Christoph Steinbrener und Martin Huber persönlich kennenzulernen und einen Blick hinter die Kulissen des Projekts zu werfen. In ungezwungener Atmosphäre wird am 14.08.2020 bei einem Platzkonzert des Musikvereins Mitterbach „Cliffhanger“ in der Region vorgestellt.

„Für uns ist es wichtig mit den Menschen vor Ort ins Gespräch zu kommen. Das Ötschergebiet ist für uns etwas ganz besonderes und wir freuen uns auf neue Kontakte in dieser so schönen Region.“ sagt Christoph Steinbrener.

Freitag 14.08.2020, Dorfplatz Mitterbach am Erlaufsee
18.00 Uhr: Hintergrundgespräche mit den Künstlern 
19.00 Uhr: Platzkonzert Musikverein Mitterbach 

Mehr über Steinbrener/Dempf & Huber

Bei ihrem Gründungsprojekt „Delete!“ wurden 2005 in einer Einkaufsstraße in Wien alle kommerziellen Zeichen wie Geschäftsschilder oder Werbeplakate gelb verhüllt, um die Kommerzialisierung von urbanen Begegnungszonen zu visualisieren.

Mit der Besteigung des monumentalen, 42 Meter hohen Hamburger Bismarck-Denkmals und der anschließenden Platzierung eines Steinbocks auf der Glatze des Reichskanzlers, thematisierten sie in ironischer Weise die Gigantomanie des Bauwerks, den Bismarck-Kult und das Wiedererstarken nationaler Bewegungen.

Vor 13 Jahren, kurz nach der Gründung des Künstlerkollektivs Steinbrener/Dempf & Huber, entstand der erste Entwurf mit einer „deplazierten“ Fassade eines Geschäftslokals. Damals prangte in einer Fotomontage ein Hugo Boss-Geschäft unerreichbar an der Kanalseite eines Speichers der Hamburger Speicherstadt. Dieser Entwurf thematisierte Immobilienspekulation von rein gewinnorientierten Unternehmen, die Stadtplanung im Sinne der Bevölkerung verhindert.

PARCOURS | PERFORMATIVE AKTIONEN | FILM | QR-CODE

In Zusammenarbeit mit den Medienkünstlern Sylvia Eckermann und Gerald Nestler wurde ein Parcours entwickelt, der vom der Naturparkzentrum Ötscher-Basis über ein historisches Wasserkraftwerk zum Mirafall führt. Der Parcours enthält performative Elemente, Interviews und Kommentare, die die thematischen Aspekte der künstlerischen Intervention „Cliffhanger“ von Steinbrener/Dempf & Huber vertiefen. Einerseits entsteht daraus ein mittellanger Film, andererseits werden Sequenzen daraus mit Hilfe von QR-Codes während der Wanderung im Naturpark Ötscher-Tormäuer für die Besucher jeweils an den Drehorten anzusehen sein.

Die Niederösterreichische Landesgalerie in Krems zeigt 2021 anlässlich des Projektes eine Ausstellung von Steinbrener/Dempf & Huber mit vielen oben beschriebenen Entwürfen. Es erscheint anlässlich der Ausstellung ein Katalog zu „Cliffhanger“.

Originalfotos der Installation „Cliffhanger“ gibt es ab 31. August.

Eröffnung: 18. September 2020 im Naturparkzentrum Ötscher-Basis

Laufzeit: bis September 2021(der Naturpark ist von 01.05. bis 26.10. geöffnet)

 

Weitere Informationen:

Christoph Steinbrener
0043 650 219 81 20
steinbrener-dempf@chello.at
www.steinbrener-dempf.com