Die Hasel – Vorfrühlingsbote mit verborgenen Reizen
Ein klassischer Frühblüher ist die Hasel. Sie kann manchmal schon im Jänner zur Blüte kommen, also viel zu früh für die großen Insektenmassen.
Deswegen setzt sie auch auf den Wind als Verbreiter ihrer Pollen. Die Hasel hat zur Zeit ihrer Blüte den gesamten Luftraum für sich. Kein störend-bremsendes Hasellaub und ausreichende Frühjahrswinde. Einen ihrer besonderern Reize zeigt die vermeintlich gut bekannte Pflanze jedoch erst aus der Makroperspektive – die wunderbaren weiblichen Blüten!
Zauberhafte rosafarbige Pollenfanganlage
Während die gut ausschüttelbaren, filigranen männlichen Kätzchen als Garanten optimaler Pollenfreisetzung am Zweigende jedem Kind bekannt sind, halten sich die Weibchen ziemlich verborgen. Die weibliche Blüte schützt sich durch Verbergen in einem Kranz von Knospenschuppen und streckt nur für kurze Zeit drei rosafärbige Narbenfäden ins Freie um den Pollen einzufangen. Dies tut sie aber umso zauberhafter.
Phänologische Purzelbäume
Während Unterschiede bei den Blühzeitpunkten von 10-20 Tagen über mehrere Jahre hinweg betrachtet bei Vollfrühlings- und Sommerblühern die Regel sind, übertrumpfen einige windblütige Arten im ausklingenden Winter und nacheilenden Vorfrühling diese Werte locker um das Doppelte bis Dreifache. Allen voran können bei der Hasel die Blühzeitpunkte zweier aufeinanderfolgender Jahre über 6 Wochen auseinanderliegen. Stäubende Haselkätzchen können in Extremjahren wie 2007 mit hochwinterlichen Wärmephasen bereits Anfang Jänner beobachtet werden. 2011 war im Naturpark Föhrenberge schon Anfang Februar Schluß mit Haselblühen und 2012 haben die Haseln nach einer ersten kräftigen Blühwelle Mitte Jänner gegen Ende Februar ein zweites Mal nachgesetzt und ihr letztes Pulver verschossen. Erlen, Pappeln oder Birken legen schlauerweise ihre Blütezeitpunkte ebenfalls in den laublosen und somit barrierefreien Vorfrühling, greifen jedoch außer etwa der Grau-Erle in der Regel um einige Tage bis Wochen später in das Rennen um Nachkommenschaft ein.
Viele Milliarden Pollen
In der Imkerei-Literatur gilt die Hasel als wichtige Frühjahrs-Trachtpflanze. Unabhängig davon ist die Hasel konsequent windblütig. Die Bienen bedienen sich zwar am eiweißreichen Pollen, die Hasel hat aber nichts davon! Wie bei der ebenfalls windblütigen Erle ist der federleichte Blütenstaub so trocken, dass die Bienen zum Abtransport sogar Wasser mitbringen müssen. Die geringen Mengen, die von den Insekten abgezweigt werden, fallen kaum ins Gewicht, denn immerhin bringt es ein gut entwickeltes Haselkätzchen auf unvorstellbare 200 Millionen Pollenkörner!
Nacheiszeitlicher Pionier
Die Haselnuss war übrigens eine der ersten Gehölzpioniere, die das baum- und strauchlose Europa nach der Eiszeit wiederbesiedelten. Sie hat daher eine sehr weite Verbreitung und ist im voralpinen Raum die dominante Art der Hecken und Gehölzzeilen. In den Niederungen ist sie schattenvertägliche Strauchart in zahlreichen Laubwaldgesellschaften. Den einstigen Pionierstatus hat die Hasel inzwischen abgelegt und bevorzugt tiefgründige, gut wasserversorgte Böden.