Die große Wanderung der Erdkröten
Im Vorfrühling taucht in Teichen und Tümpeln schlagartig neues Leben auf. Verantwortlich dafür sind die Erdkröte und der Grasfrosch.
Zwei Amphibienarten, deren plötzliches Erscheinen ihnen die kraftvolle Bezeichnung „Explosivlaicher“ eingebracht hat. In zahlreichen Naturparken kann man sie eigentlich kaum übersehen, und hat gute Chancen die selbst Kröten selber oder ihren kommenden Nachwuchs zu beobachten.
Unverwechselbar – die Kröte schlechthin!
Goldgelbe Augen, warzige Haut, Laichschnüre und dunkel gefärbte Kaulquappen in oft großen Schwärmen. Gut zu hören sind am Laichgewässer vor allem die Abwehrrufe der Männchen, wenn sie von anderen Männchen geklammert werden. Hörprobe unter der www.naturbeobachtung.at/platform/mo/nabeat/herpeto-at/home.do
Raus und rein
Im Gegensatz zu „Spätzündern“ wie den Unken, Laubfröschen oder Wasserfröschen, deren Laichzeit deutlich später im Frühjahr beginnt und bis in den Sommer hinein reicht, ist bei der Erdkröte nur eines angesagt: so schnell wie möglich raus aus dem Winterquartier und rein ins nasse Vergnügen. Eine wesentliche Voraussetzung dafür hat die Amphibienart schon im Herbst geschaffen, in dem sie Winterquartiere im näheren Umfeld der Laichgewässer aufgesucht hat. Immerhin verbringen die Amphibien den überwiegenden Teil ihres Lebens an Land, das Aufsuchen der Gewässer im zeitigen Frühjahr erfolgt dabei ausschließlich mit einem Ziel: Reproduktion!
Jetzt geht’s los !
Den Winter haben die Tiere geduldig in frostfreien Verstecken im Boden, unter Wurzelstöcken oder Steinen bei stark reduziertem Stoffwechsel verbracht. Naht der Vorfrühling, werden sie schlagartig aktiv. Bemerkenswert dabei ist, dass die Laichzeit von Erdkröte und Grasfrosch auf eine „Sollzeit“ angelegt ist, welche eine gewisse Unabhängigkeit vom aktuellen Witterungsverlauf sichert und verhindert, dass trotz winterlicher – oft auch länger anhaltender – Wärmeeinbrüche, nicht zum falschen Zeitpunkt mit der Fortpflanzung begonnen wird und die ganze Mühe umsonst war. Ein neuerlicher Wintereinbruch könnte bei einem verfrühten Beginn der Laichaktivitäten nämlich die ganze Nachkommenschaft vernichten! Was den oft schlagartigen Beginn der Wanderungen zu den Laichgewässern auslöst, ist noch nicht restlos geklärt. Neben dem möglichen Einfluss der Tageslänge sind auf jeden Fall Temperaturverlauf und Niederschlag ausschlaggebend. Eine etwas einfachere Faustformel sieht so aus: Übersteigen die Tagesdurchschnittstemperaturen 4-6° und ist es noch dazu feucht und regnerisch, hat man gute Chancen Zeuge der großen Wanderung zu werden.
Orientierung ist (fast) alles
Bemerkenswert ist auch das Orientierungsvermögen der Amphibien. Immerhin wandern die Tiere je nach Art mehrere hundert Meter bis zu mehreren Kilometern vom Laichgewässer ab und der Rückweg muss auch wieder gefunden werden. Bei den Erdkröten kehren die meisten Individuen zu „ihren“ Laichgewässern zurück. Das Orientierungsverhalten ist dabei „multisensorisch“ gesteuert. Neben visuellen Komponenten (z.B. Waldsilhouetten), ist auch eine Orientierung am Magnetfeld der Erde möglich, wodurch eine grobe Orientierung gelingt. Im Nahbereich des Gewässers kann dieses schon gerochen werden und dann dreht sich alles nur mehr um die Suche nach paarungswilligen Weibchen!