Der Efeu blüht, wenn andere längst Früchte tragen

Wenn Sie die außergewöhnliche Efeu-Blüte entdecken möchten, dann gehen Sie jetzt in den Naturpark!

Denn gegen Ende des Frühherbstes, wenn die heimischen Gehölze, wie Dirndl, Schlehe und Hundsrose längst Früchte tragen, beginnt der Efeu erst zu blühen. Da das Blütenangebot um diese Zeit sehr rar ist, wird der Efeu von zahlreichen Insekten regelrecht heimgesucht. Auch die heimische Honigbiene sammelt fleißig dessen Pollen. Statten auch Sie der Efeu-Blüte einen Besuch ab, denn dann dauert es wieder einen ganzen Winter lang, bis die ersten Frühblüher das Auge erfreuen.

Alles andersrum

Die ungewöhnliche Abweichung von der mitteleuropäischen frühlingslastigen Blütezeit kann als tertiäres Erbe angesehen werden. Die Hauptblüte des Efeus ist im Herbst, kurz bevor der allgemeine Laubfall bei den Gehölzen einsetzt. Während die meisten heimischen Pflanzen also im Frühjahr blühen und im Herbst fruchten, gehört der Efeu - genauso wie die Herbstzeitlose - zu den seltenen Arten, bei denen es genau andersrum ist. Nach der Blüte im Herbst, entwickeln sich während des Winters die Früchte und sind im kommenden Frühjahr reif.

Leckerbissen für Insekten und Vögel

Wegen des Blütezeitpunktes in einer allgemeinen Trachtlücke ist die Artenzahl efeubesuchender Insekten enorm. Besonders staatenbildende Hautflügler, wie z.B. Bienen oder Wespen, die im Herbst große Populationen entwickelt haben, nutzen die Pollen- und Nektartracht. Da die Blüte einen primitiven Bauplan aufweist, ist sie leicht zugänglich und der offen um die Narbe austretende Nektartropfen ist von so gut wie jedem Typ von Insekten-Mundwerkzeug erreichbar. Neben den auffälligen Hautflüglern sind Fliegen und Schwebefliegen die Hauptgäste. Die Früchte des Efeus sind eine geschätzte Frühlingsfrucht für Amseln, Stare, Gartenrotschwanz und Mönchsgrasmücke. Für den Menschen gilt jedoch: Finger weg, denn sämtliche Pflanzenteile des Gemeinen Efeus sind giftig!

Der Kletterer schlechthin

Unter den heimischen Kletterpflanzen ist der Efeu der einzige Wurzelkletterer. Er klettert mit kurzen, borstigen Spreizwurzeln, die nicht in den Gerüstbaum eindringen, sondern sich lediglich in dessen rauer Oberfläche verspreizen. Fehlen Mauern oder ähnliche Klimmstützen, so überwuchert der Efeu gelegentlich flächendeckend den Boden.

Blatt-2erlei

Bemerkenswert ist auch der sogenannte Blattdimorphismus, die Entwicklung von zwei unterschiedlichen altersabhängigen Blattformen. Das Jugendblatt ist ahornartig dreigeteilt, das Altersblatt eiförmig. Blüten und Früchte sind ausschließlich auf der Altersform zu finden.

Alles außergewöhnlich

Am Efeu ist so gut wie alles eine Besonderheit. Seine Wuchsform, seine Winterhärte, seine Phänologie und seine Standortansprüche schlagen alle aus der Norm. So ist es kaum verwunderlich, dass auch das erreichbare Lebensalter einen Eintrag ins Buch der Rekorde verdient. Mit einer maximalen Lebenserwartung von 500 Jahren ist der Efeu mit Abstand der Alterssieger unter den heimischen Kletterpflanzen.